EIN PAAR WORTE ZUR 'NACHHALTIGKEIT'
von Till Reiter
„Nachhaltigkeit“ ist für uns keine lästige Nebenbedingung, die erfüllt werden muss, um dem Zeitgeschmack zu frönen, sondern unser zentrales Programm, und das schon seit Jahrzehnten, tief verwurzelt im Respekt vor der Schöpfung und in unseren Grundwerten von Effizienz und Sparsamkeit – auch in Bezug auf Dinge, die uns nicht selbst bzw. nicht alleine gehören.
Die beste Art, nachhaltig zu wirtschaften ist, Dinge zu machen, die Bestand haben.
Das gilt nicht nur für unsere Produkte, sondern auch für unsere Fertigungsstätten, Geschäftslokale, Arbeitsplätze, Geschäftsbeziehungen etc. Die derzeitigen wirtschaftlichen Umstände – hohe Rohstoff- und Energiepreise, viel zu hohe Arbeitsnebenkosten – machen „Nachhaltigkeit“ nicht eben leicht, aber wir handeln aus Überzeugung, und so lange unsere Kunden uns dabei bestätigen, werden wir davon nicht abgehen. Wir verwenden z. B. schon seit Jahrzehnten keine Verpackungen aus Kunststoff, sondern solche aus Recyclingkarton. Aber eben nicht in einer zeitgeistigen öko-braunen „schaut-her-wie-bio-ich-bin“-Farbe, sondern in einem den Graukarton bewusst einsetzenden, eleganten Design, das zur Weiterverwendung des Kartons motiviert. Wir verarbeiten fast nur europäische Rohware, aber nicht nur wegen der kurzen Transportwege, sondern auch wegen der Art der Tierhaltung. Wir achten auf die Reparaturfähigkeit unserer Produkte, die Recyclierbarkeit unserer Materialien und führen ein anständiges Energie- und Abfallmanagement in unseren Betrieben.
Aber das sind Nebensächlichkeiten. Wirklich wesentlich ist, dass wir entgegen allen Globalisierungstrends mitten in Europa produzieren, hier vielen Menschen gute Arbeitsplätze bieten, und dafür sogar der bereits dem Verfall preisgegebenen, in einem wunderschönen Ambiente gelegenen historischen Gutshofanlage Süßenbrunn eine neue Funktion gegeben haben. Auch das ist eine Art von Recycling. Die Modebranche zählt ökologisch gesehen zu den größten „Dreckschleudern“, aber nicht so sehr wegen bedenklicher Materialien, Verfahren oder Emissionen, sondern wegen der gezielten Kurzlebigkeit der Produkte, die daher auch nur mit geringer Haltbarkeit konzipiert werden. Demzufolge landen jedes Jahr ungeheure Mengen entmodeter Ware auf dem Müll, sei es aus Überdruss der Kunden oder aus Dispositionen der Händler und Hersteller. Um das zu vermeiden, bringt es wenig, „nachhaltige Mode“ zu machen, indem man z. B. „naturnahe“ Materialien einsetzt, sondern man muss den Widerspruch von Mode und Beständigkeit auflösen. Unser Ansatz ist, auch aus stilistischen Trends die Elemente von längerem Bestand herauszufiltern, und daher nicht „modisch“, sondern „modern“ zu sein.
Die Ludwig Reiter Schuhmanufaktur am Gut Süßenbrunn